
Die Fischbestände in der Ostsee sind drastisch geschrumpft. Nun reagieren die EU-Staaten: Dorsch und Hering dürfen nicht mehr gezielt gefangen werden. Das Landwirtschaftsministerium unter Julia Klöckner stimmte nicht zu.
Künftig dürfen Fischer in der westlichen Ostsee keinen Dorsch und bis auf Ausnahmen auch keinen Hering mehr gezielt fangen. Die EU-Länder haben sich nach mehr als 24 Stunden Verhandlung darauf geeinigt, dass lediglich Beifang in Höhe von knapp 490 Tonnen Dorsch und 788 Tonnen Hering möglich sein soll. Hintergrund der neuen Regeln sind besorgniserregende Entwicklungen vieler Fischbestände in der Ostsee.
Damit folgen die Länder beim Hering dem Vorschlag der EU-Kommission. Beim westlichen Dorsch übersteigt die beschlossene Menge den Vorschlag der Brüsseler Behörde jedoch um rund 165 Tonnen. Für Deutschland bedeutet das, dass 435 Tonnen westlicher Hering und 104 Tonnen westlicher Dorsch gefangen werden dürfen. Dorsch ist ein Synonym zu Kabeljau; für Fische dieser Art aus der Ostsee wird allgemein nur der Begriff Dorsch verwendet, Fische aus anderen Gewässern heißen meist Kabeljau.
In der aktuellen Einigung findet sich allerdings eine Ausnahmegenehmigung für Fischerboote unter zwölf Meter, die mit »passivem Fanggerät«, also etwa Stellnetzen weiterhin gezielt Heringe fischen dürfen. Das bestätigte eine Sprecherin des Bundesagrarministeriums.
Klöckner gegen Einigung
In einer Mitteilung wies das deutsche Ministerium zudem darauf hin, dass es dem Beschluss nicht zustimme. Agrarministerin Julia Klöckner (CDU) hatte vergeblich gefordert, dass über den westlichen Hering im Dezember entschieden werden sollte, weil dieser Bestand wandert und auch andere Länder von ihm fischen. Die Verhandlungen mit diesen Ländern finden erst Ende des Jahres statt. Klöckners Befürchtung ist demnach, dass eine strikte EU-Entscheidung für die Ostsee andere Länder zu einer höheren Fangmenge in anderen Meeren verleiten könnte.
Im vergangenen Jahr durften EU-weit noch 1600 Tonnen westlicher Hering und 4000 Tonnen westlicher Dorsch gefangen werden. Zahlreiche Organisationen für Umweltschutz kritisieren schon lange zu hohe Fangmengen.