Hinter der geringen Veränderung der globalen Wachstumsprognose verbergen sich jedoch für einige Länder deutliche Herabstufungen, wie Chefvolkswirtin Gita Gopinath erklärte. »Der Ausblick für die ärmeren Entwicklungsländer hat sich deutlich verdunkelt«, schrieb Gopinath mit Blick auf die wirtschaftlichen Folgen der Pandemie. Auch die kurzfristigen Aussichten der Industrieländer hätten sich unter anderem wegen Problemen mit globalen Lieferketten verschlechtert.
Das gilt unter anderem für Deutschland: Der IWF korrigierte seine Prognose für dieses Jahr um 0,5 Prozentpunkte nach unten. Das Bruttoinlandsprodukt soll demnach 2021 um 3,1 Prozent wachsen statt, wie zuvor erwartet, um 3,6 Prozent. Für 2022 rechnet der IWF dafür mit einem deutlich stärkeren Wachstum von 4,6 Prozent.
Für die Eurozone erwartet der IWF hingegen mit fünf Prozent nun 0,4 Prozentpunkte mehr Wachstum als noch im Juli, da die Konjunkturentwicklung unter anderem in Italien und Frankreich deutlich besser verlaufe. Die Wachstumsprognose für die USA, die weltgrößte Volkswirtschaft, senkt der IWF für dieses Jahr um einen Prozentpunkt auf sechs Prozent, für 2022 hob er sie geringfügig auf 5,2 Prozent an.
Die Herabstufungen einiger Länder würden teils von besseren Wachstumsaussichten der Rohstoffexporteure wettgemacht, die von höheren Preisen profitierten, teilte der IWF mit.
Erst Mitte kommenden Jahres wird sich nach Prognose des Fonds die zuletzt stark gestiegene Inflationsrate normalisieren. Die enorme Teuerung sei im Wesentlichen auf vorübergehende Faktoren wie die Erholung nach der Coronakrise, den Mangel an bestimmten Produkten wie Mikrochips und Probleme mit globalen Lieferketten zurückzuführen, teilte der IWF mit. Auch höhere Energiepreise spielten eine Rolle. Bis Mitte 2022 werde die Inflationsrate für den Großteil der Welt aber »wahrscheinlich« wieder auf den Wert von vor der Pandemie fallen.
Die Zentralbanken müssten sich bei ihrer Geldpolitik daher bis auf Weiteres auf »einem schmalen Grat bewegen«. Sie müssten die Gefahr der Inflation und finanzielle Risiken gegen eine Unterstützung der wirtschaftlichen Erholung abwägen, so IWF-Chefvolkswirtin Gopinath. »Zentralbanken sollten vorbereitet sein, rasch zu handeln, falls die Gefahren einer steigenden Inflationserwartung in dieser beispiellosen Erholung konkreter werden«, schrieb sie.
Der IWF erwartet nun für die Industrieländer in diesem Jahr eine Inflationsrate von 2,8 Prozent und 2,3 Prozent im nächsten Jahr.