
Um den Ursprung der weltweiten Coronapandemie ranken sich viele Theorien. Zahlreiche Indizien weisen in die chinesische Stadt Wuhan in der Provinz Hubei, wo Covid-19 zum ersten Mal offiziell festgestellt wurde.
Dort startet nach Angaben des US-Senders CNN nun eine groß angelegte Analyse von gelagerten Blutproben auf der Suche nach dem Covid-Auslöser. CNN beruft sich auf namentlich nicht genannte chinesische Offizielle. Konkret soll es bei der Untersuchung um bis zu 200.000 Proben gehen, die in der Blutbank der Stadt gelagert sind.
Darunter befinden sich auch Proben aus dem letzten Viertel des Jahres 2019, also etwa dem Zeitpunkt der ersten Virusausbreitung.
Wie CNN berichtet, unterliegen die Blutproben einer Zwei-Jahres-Frist: So lange müssen sie unangetastet und versiegelt bleiben, um bei einem etwaigen Rechtsstreit als Beweis genutzt werden zu können. Für die Proben aus den möglicherweise entscheidenden Monaten Oktober und November 2019 läuft diese Frist nun bald ab.
Dürften ausländische Experten dabei sein?
Der US-Sender zitiert die Virus-Expertin Maureen Miller von der Columbia University. Sie fordert China dringend auf, auch ausländische Wissenschaftler in den Prozess einzubinden: »Niemand wird China irgendwelche Ergebnisse glauben, wenn nicht wenigstens qualifizierte Beobachter zugelassen werden.« Trotz dieser Bedenken geht sie davon aus, dass in der Blutbank »definitiv wichtige Hinweise schlummern«.
Die Bedenken der US-Wissenschaftlerin sind nicht unbegründet. Zuletzt hatte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) im vergangenen Monat scharfe Kritik am Verhalten Chinas bei der Suche nach dem Ursprung des Virus geübt. So erklärte WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus, Peking lasse es an Willen zur Kooperation mangeln. Er brachte auch die Möglichkeit von Sanktionen ins Gespräch, wenn WHO-Mitglieder eine nötige Zusammenarbeit künftig verweigern.
Wille zur Kooperation scheint begrenzt
Im Juli 2021 hatte China eine Kontrolle der eigenen Labore durch die WHO abgelehnt. Dabei ging es um die Theorie, nach der das Virus versehentlich aus einem Labor entwichen sein könnte. Der WHO-Chef hatte zwar eingeräumt, dass ein Laborunfall von den Experten als »unwahrscheinlichste Hypothese« eingestuft worden sei. Dennoch sehe er Bedarf für »weitere Untersuchungen«. China wies dies damals brüsk zurück.
Generell scheint der Wille Pekings zu einer Zusammenarbeit begrenzt. Ein Team internationaler Experten im Auftrag der WHO hatte Wuhan erst im Januar 2021 besuchen können – mehr als ein Jahr nach Entdeckung des Virus. Der entsprechende Bericht wurde Ende März veröffentlicht, lieferte aber keine klaren Ergebnisse.
Zahlreiche Staaten äußerten ihre Besorgnis darüber, dass den internationalen Experten bei ihrer Untersuchung in China der Zugang zu Daten verwehrt worden sei. Die Labortheorie stufen die WHO-Experten weiter als »extrem unwahrscheinlich« ein. Es sei vielmehr »wahrscheinlich bis sehr wahrscheinlich«, dass das Virus Sars-CoV-2 von einer Fledermaus über ein Zwischenwirt-Tier auf den Menschen übergegangen sei. Bei dieser Spurensuche könnten nun die Proben aus der Blutbank in Wuhan wertvolle Indizien liefern.